Am Dienstag, den 2. Februar 2010, tagte der Stadtentwicklungs- und Bauausschuss der Stadt Wetter. Auf der Tagesordnung stand als Punkt 7 auch der Stork (Einladung inkl. Drucksache SBA 4/10, Protokoll).
Beraten wurde eine Beschlussvorlage der Verwaltung, in der es um die Erschließungsvarianten zum Bebauungsplanentwurf Nr. 60 ging, die Ende November 2009 vorgestellt worden waren. Die Verwaltung schlug dem Ausschuss vor, keine der drei untersuchten Varianten weiter zu verfolgen und stattdessen einfach an der „Ursprungsversion“ festzuhalten. Bislang war die Trassierung einer Lkw-tauglichen Erschließungsstraße von Norden aus geplant: über einen neuen 40-m-Kreisel an der Schwelmer Straße (B 234), quer durch die alte Allee am BBW, weiter über die „Vordere Heide“ und dann mitten durch den Wald.
Nach ausgiebiger Beratung und einem Änderungsantrag der SPD stimmten die Ausschussmitglieder dann aber mit erstaunlich deutlicher Mehrheit (11 Ja, 2 Nein, 1 Enthaltung) für die kürzeste Variante 1 übers bestehende Gewerbegebiet „Schöllinger Feld“ im Osten und damit gegen den Verwaltungsvorschlag, der nur noch durch die zwei Vertreterinnen von FDP und BfW unterstützt wurde. SPD, CDU, Grüne und UWW stimmten für die Änderung, wobei es bei den Grünen eine Enthaltung gab, die v.a. mit prinzipieller Ablehnung der Gesamtplanung und juristischen Bedenken begründet wurde. Und bei der SPD äußerte sich ein Ausschussmitglied in der Diskussion im Sinne der Verwaltung, verließ dann aber zwecks Wahrung des „Fraktionsfriedens“ zur Abstimmung den Sitzungssaal.
Der Beschluss beinhaltet keine grundsätzliche Zustimmung zum geplanten Gewerbegebiet. Auf diese Feststellung legten die Vertreter von CDU, Grünen und UWW besonderen Wert. Es wurde lediglich über die favorisierte Erschließungsmöglichkeit entschieden, die – sofern demnächst die Fortführung des Planverfahrens beschlossen werden sollte – künftig von der Verwaltung zu verfolgen ist. Auch auf Grund haushaltsrelevanter Auswirkungen muss nun noch der Rat den Beschluss in seiner nächsten Sitzung am 11. März 2010 formell bestätigen.
Vorteile der geänderten Erschließung
Wir fordern natürlich weiterhin den vollständigen Erhalt des Landschaftsschutzgebietes und die Aufgabe der Gewerbeplanungen am Stork (vgl. ausführliche Stellungnahme), begrüßen die Entscheidung jedoch grundsätzlich als „Schritt in die richtige Richtung“ und als logische Folge der Beratungen in den letzten Monaten. Auch mehrere Ausschussmitglieder hatten die Erschließungsmöglichkeit übers Schöllinger Feld als eindeutig „kleineres Übel“ bezeichnet.
Ein für den Klima- und Lärmschutz wichtiger Aspekt der deutlich kürzeren Erschließungsvariante ist die Einsparung von über einer halben Million Fahrkilometern pro Jahr und der damit verbundenen Emissionen (vgl. S. 9 der IG-Stork-Stellungnahme).
Des Weiteren werden durch die geänderte Planung u.a. der Eingriff in die historische Allee „Auf den Jungen Eichen“ und die insbesondere für Tiere problematische und aus Naturschutzsicht abzulehnende Zerschneidung des Waldes vermieden. Außerdem wird den Bewohnern und Mitarbeitern des Berufsbildungswerks (BBW) nicht mehr an der „Vorderen Heide“ eine mit erheblichem Lärm verbundene Straße „direkt vor die Nase gesetzt“.
Soll nun erhalten bleiben: Die Lindenallee „Auf den Jungen Eichen“ (alte Chaussee) am BBW (Foto: © IG Stork)
Hier soll keine biotopzerschneidende Straße mehr gebaut werden: Artenreiche Brachwiese und Nordwestteil des Waldes, Lebensraum streng geschützter Amphibien. (Foto: © IG Stork)
Weiterhin bestehende und neue Probleme
Unverändert bestehen bleibt vorerst allerdings die Problematik der umfangreichen Umwandlung von Wald in Gewerbefläche. Die geplante Waldrodung fast auf gesamter Breite im Süden des Bestandes ist weit größer als diejenige für die jetzt nicht mehr angestrebte Erschließungsstraße. Sie geht zudem deutlich über den 2006 im Flächennutzungsplan genehmigten Bereich für „gewerbliche Bauflächen“ hinaus und widerspricht wesentlichen Vorgaben des Landes NRW. Wir lehnen diesen Eingriff in den Wald daher strikt ab und fordern nach wie vor eine klare Rücknahme der Flächeninanspruchnahme.
Der hier sichtbare Wald im Südwesten des Bestands soll immer noch komplett gerodet werden, ebenso wie zahlreiche weitere Bäume dahinter und außerhalb des Bildrands. (Foto: © IG Stork)
Weiterhin von Fällung bedroht: Die drei alten Eichen am Hof Ober-Berge (Foto: © IG Stork)
Die nun vorgesehene Querung des Berger Baches mit einer Straßenbrücke stellt sich ebenfalls nicht ganz unproblematisch dar und erfordert – sofern die Gewerbeansiedlung an sich weiter verfolgt werden sollte – erhöhte Rücksichtnahme sowie besondere Sorgfalt in der weiteren Planung. Naturnahe Gewässer in Quellnähe (der nächstgelegene Quellbereich ist nur etwa 140 m entfernt) sind ökologisch empfindlich. Die bachbegleitenden Gleyböden sind als schutzwürdig ausgewiesen. Entsprechende Abstände sind deshalb insbesondere bei der Bauwerksgründung und -ausgestaltung zwingend einzuhalten. Auch bisher war an dieser Stelle schon eine Fuß- und Radwegbrücke vorgesehen. Der Standort ist also für die Planer nicht neu, nur die Dimensionierung ändert sich erheblich.
Die Stelle der geplanten Siepenquerung (Brücke) über den Berger Bach, Blick in Fließrichtung nach Süden (Foto: © IG Stork)
In Anbetracht der absehbaren Neuplanungen werden wir uns außerdem dafür einsetzen, dass die Verkehrsplanung fortan umfassender erfolgt, d.h. unter direkter Einbeziehung aller vom zusätzlich prognostizierten Verkehrsaufkommen tatsächlich betroffenen Straßen und Wohngebiete im Süden Volmarsteins.
Weitere von der bloßen Erschließungsänderung nicht berührte Konfliktpunkte sind in den Stellungnahmen zum Bebauungsplanentwurf aufgeführt.
Links:
- „Auf kurzem Weg zum Stork“ (Westfälische Rundschau, 4.2.2010)
- „FDP bleibt konsequent beim Gewerbe ‚Am Stork‘ – Ausschuss wird zur Tragödie“ (FDP Wetter, 3.2.2010) Hinweis: Die FDP-Aussage „auch die Fachleute, die die ökologischen Belange prüften kamen zu dem Fazit an der Ursprungsplanung […] festzuhalten“ trifft so nicht zu, vgl. „Zusammenfassung aus ökologischer Sicht“ im Anhang der Beschlussvorlage SBA 4/10.
- „CDU gegen ‚Spekulationsobjekt‘ Gewerbegebiet Am Stork Wetter“ (CDU Wetter, undatiert, 4. oder 5.2.2010)
- „CDU: Kein ‚Ja‘ zu Gewerbe am Stork“ (Westfälische Rundschau, 6.2.2010)
- „Gewerbegebiet Am Stork“ (UWW, 4.2.2010; nicht mehr verfügbar)
eine gute nachricht. damit ist schon viel erreicht. auch wenn, wie sie zu recht schreiben , jetzt neue probleme ins haus stehen. ich hoffe, dass dieser unsägliche plan bald ganz in der mottenkiste verschwindet. das ist die einzige vernünftige lösung.